Über Neuanfänge und das Chefsein
Neuanfänge
Seit einem Jahr leitet Nathanael Over die htp (Hoffnungsträger Projektentwickler) und setzt sich mit seinem Team für nachhaltiges Bauen und sozialen Wohnraum ein. Im Interview berichtet er über Neuanfänge, spannende Projekte und das Chefsein.
Heute spreche ich (Mirijam Schmidt, Content Marketing) mit Nathanael Over, Geschäftsführer von ht Projektentwickler. Ich möchte von ihm tiefere Einblicke in die Arbeit bekommen. Zu Beginn des Interviews und mit Blick in das Chefbüro fällt mir schon die angenehme Atmosphäre auf. Die Wände des Büros zieren Bilder der neuesten Standorte des Hoffnungsortes in Calw sowie der Hoffnungshäuser in Konstanz. Die Türen stehen offen, auch für jeden Mitarbeitenden und etwaige spontane Anliegen. Auch ich fühle mich gleich willkommen.
„Hallo Nathanael, ich freue mich sehr, dass du dir Zeit nimmst.“
Wie die Mutter, so die Tochter – was verbirgt sich hinter dieser Aussage?
Es ist das gemeinsame Anliegen, das uns verbindet: Menschen ganzheitlich zu helfen und ihr Leben zum Besseren zu wenden. Die Hoffnungsträger Stiftung wurde gegründet, um Menschen Hoffnung und Perspektive zu geben in einer Welt, die herausfordernd und teilweise hoffnungslos ist. Das Anliegen geht die Stiftung mit einer Vielzahl von nachhaltigen und sozialen Programmen an. Dieses Ziel verfolgen auch wir. Darüber hinaus verbinden uns die gleichen Werte von Hoffnungsträger.
Als Tochter der Hoffnungsträger Stiftung haben wir es uns auf die Fahne geschrieben, Orte zu schaffen, an welchen sozial benachteiligte Menschen ankommen und Unterstützung erfahren. In meinen eigenen Worten würde ich das so beschreiben: Wir schaffen die Räume, damit die Inhalte bzw. die Programme der Stiftung zum Leben erweckt werden.
Unser gemeinsames und übergeordnetes Ziel ist es, dass Menschen am Ort, an dem sie leben, aufblühen und den Ort mit Leben füllen. Das treibt uns an. Am Ende zählt nicht das Gebäude, sondern die Menschen, die eine wesentliche Veränderung zum vorherigen Leben spüren.
Euer Slogan „Wir entwickeln und bauen wertige und bezahlbare Räume der Hoffnung“ sticht ins Auge. Wie konkret kann man das deuten?
In unserer heutigen Gesellschaft ist Wohnungsnot das soziale Thema unserer Zeit. Teure Mieten, kaum bezahlbare Grundstücke und geringe Einkommen vergrößern diese Problematik. Bezahlbares Wohnen schien für die breite Bevölkerung ein unmöglicher Traum, da die gesellschaftlichen Themen andere waren. Alles drehte sich um Klimawandel, Fridays for future und Themen wie Gender und Gleichstellung. Aus diesen Gründen stand zunächst bei den Standards von Wohnen das grüne Bauen im Vordergrund, jetzt geht es zunehmend auch ums Soziale. Dieser Wandel zum Sozialen, eben zum Menschen hin, und losgelöst von einem einseitigen Lösungsansatz für bezahlbaren Wohnraum, ist für uns als ht Projektentwickler unter anderem Antrieb unserer Arbeit. Wir bauen bezahlbaren Wohnraum, der gleichzeitig den Menschen sieht und in die Mitte nimmt und professionell begleitet.
Diese Herangehensweise soll sich auch in unserer Architektur zeigen. Unsere Häuser sollen die Wertigkeit des Menschen widerspiegeln. Damit Menschen sich wohlfühlen, braucht es Lebensräume, in denen man gerne ist. Wo Raum für Schönheit und Ästhetik gegeben ist, können auch Menschen aufblühen und sich entfalten. Darauf legen wir Wert und deswegen braucht es Wohnräume, die das erkennbar machen und eine Atmosphäre zum Wohlfühlen schaffen.
Was macht euch als Team und ht Projektentwickler aus? Was unterscheidet euch von anderen?
Es ist inzwischen klar, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt, aber hier unterscheiden sich die Baukonzepte. Die große Herausforderung ist es, preiswerten und schnellen Wohnraum zu schaffen. Das wollen wir durch einen innovativen und ganzheitlichen Lösungsansatz möglich machen. Wir verbinden den nachhaltigen Wohnungsbau mit sozialem Know-how und bieten somit sozial benachteiligten Menschen nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern auch professionelle Begleitung. Das unterscheidet uns in der Tat von vielen anderen Konzepten. Hinzukommt, dass wir aufgrund unserer Erfahrung und unseres breiten Netzwerks, in der Entwicklung von Holzbauten wesentlich erfahrener sind als andere Projektentwickler. Schließlich sind wir nicht die Ersten ,die sich dem Thema „nachhaltig bauen” widmen – Holzbau ist schließlich einer der großen Trends.
Was uns als Team von ht Projektentwickler des Weiteren ausmacht und was ich auch als große Bereicherung betrachte, ist die Vielfalt von Persönlichkeiten, die unser Team auszeichnet und die ein gemeinsames Ziel hat: bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum für sozial benachteiligte Menschen zu schaffen. Die Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, gehen wir mit viel Leidenschaft und Professionalität an.
Wie geht ihr das Thema Wohnungsknappheit an?
Nicht ohne Partner, die unser Anliegen unterstützen und Wohnraum fördern. Um das Problem der Wohnungsknappheit in Ballungszentren wie in Baden-Württemberg anzugehen, suchen wir aktiv ein Netzwerk aus verschiedenen Partnern im kommunalen Bereich sowie in Firmen, die sich der Idee verschreiben, Räume zu schaffen, die Leben nachhaltig verändern.
Was sind die größten Herausforderungen für euch als ht Projektentwickler?
Der größte Engpass ist es, geeignete Grundstücke zu finden. Die Ressourcenknappheit an Grundstücken ist in der Tat enorm und die Akquise neuer Standorte eine Herausforderung für mein Team. Eine Schlüsselfigur sind hier vor allem die Kommunen. Wir suchen sozusagen „kommunale Ermöglicher”, die geeignete Grundstücke zur Verfügung stellen.
Ihr arbeitet ja mit einigen Partnern zusammen. Was macht die Zusammenarbeit mit den Partnern für dich so wertvoll?
Ohne Partnerschaften stünden wir nicht da, wo wir jetzt sind. Unsere Partnerschaften zeichnen sich durch ein hohes Maß an Vertrauen zueinander aus und dem gemeinsamen Ziel, nachhaltige Lebensräume zu entwickeln. Was ich wertschätze und genieße, ist das gemeinsame Herzensanliegen: gesellschaftlich relevante Häuser zu bauen.
An welchen aktuellen Projekten arbeitet ihr?
Momentan bauen wir ein Mehrfamilienhaus für die Stadt Herrenberg und zwei Gebäude in Mühlacker. Zudem sind wir mit einigen Kommunen und anderen sozialen Partnern im Gespräch, um neue Bauprojekte zu realisieren.
Was und wer fördert das Leben in den Häusern, die ihr gebaut habt?
Ohne Inhalt gibt es kein Leben in den Häusern. Das wäre für mich kein sozialer Impact. Und es gibt kein Drehbuch für Wohnraum, der sozial und nachhaltig ist. Dennoch haben wir bereits sehr gute Erfahrungen mit dem integrativen und sozialen Wohnkonzept der Hoffnungsträger Stiftung gemacht. Die beiden Programmlinien der Hoffnungshäuser und des Hoffnungsortes haben sich schon an verschiedenen Standorten bewährt und das Leben vieler Bewohner nachhaltig zum Besseren gewendet. Das ist es, was am Schluss zählt - die Veränderung und Empowerment des Einzelnen durch professionelle Begleitung und das Engagement einer aktiven Hausgemeinschaft. Da spielt die Hoffnungsträger Stiftung als inhaltlicher Partner eine zentrale Rolle.
Welche Ziele und Visionen hast du die nächsten zehn Jahre für ht Projektentwickler?
Große Visionen – denn es gibt in der Tat viel zu tun. Meine Mitarbeitende schmunzeln ein wenig, aber wissen, dass ich es durchaus so meine, wie ich es sage. Auch wenn meine direkte Art manchmal schwarzem Humor gleicht, so ist es mir doch ernst damit. Meine Vision ist es, 1.000 Häuser zu bauen, um einen nachhaltigen Impact zu generieren. Das wären dann 1.000 Orte, an denen Menschen konkret Hoffnung und Hilfe erfahren. Dann könnten sich 25.000 Menschen Wohnraum wieder leisten und hätten ein Zuhause. Das ist meine Vision und das spornt mich für die nächsten zehn Jahre an.
Wie wollt ihr das finanzieren? Gibt es Investoren?
Da gibt es verschiedene Szenarien und Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Schlussendlich ist es keineswegs unser Ziel, dass die Häuser im Eigentum der ht Projektentwickler bleiben. Im Gegenteil: Wir arbeiten sehr eng mit einem geschlossenem Immobilienfond zusammen, der es sich zum Auftrag genommen hat, soziale und grüne Architektur zu erwerben. Genügend Käufer und Investoren wie Kirchen oder Versorgungswerke für die Häuser hätten wir – es ist kein finanzielles Problem, das gelöst werden muss. Die Herausforderung ist und bleibt, geeignete Grundstücke für nachhaltigen und sozialen Wohnraum zu finden.
Im Prinzip erfüllen wir alle Kriterien als Projektentwickler für bezahlbaren Wohnraum und fangen nicht von null an. Durch den Bau von 27 Häusern haben wir bereits bewiesen, dass wir Knowhow und ein gutes Qualitätsmanagement mitbringen.
Chefsein.
Jetzt noch zu dir persönlich. Chefsein ist ein anderes Thema und birgt sicherlich einige Herausforderungen.
Was macht für dich die Arbeit als Chef von Hoffnungsträger Projektentwickler besonders?
Die Kombination aus einer sinnstiftenden Arbeit, die nachhaltigen Impact hinterlässt und einem herausfordernden Team. Jeder Einzelne im Team bringt Spirit und Elan mit und das schätze ich sehr. Ich liebe es, jeden Morgen aufzustehen und ins Büro zu fahren mit dem Wissen, dass wir etwas bewegen können. Dabei geht es nicht nur um ein persönliches Anliegen, sondern darum, innerhalb der Gesellschaft Veränderungen zu bewirken.
Du scheinst sehr souverän zu sein. Was bringt dich aus der Fassung, was versetzt dich im Alltag in Stress?
Wenn ich meinen Mittagsschlaf nicht habe und meinen Kaffee (schmunzelt).
Um ehrlich zu sein: Komplexe Probleme, die sich nicht schnell lösen lassen, überlass ich meinen Mitarbeitenden, die mehr Geduld haben als ich. Wobei natürlich meine Eigenwahrnehmung auch täuschen kann. Das zu beurteilen, überlasse ich meinen Mitarbeitenden, wenn ich wieder mit komplexen Herausforderungen auf sie zukomme.
Wie sieht für dich ein erfolgreicher Arbeitstag aus?
Ganz einfach gesagt: Gute Strukturen, die sich flexibel gestalten lassen können. Und wenn ich meinem Team Kaffee kochen darf. Ein Team lebt vom Miteinander und Teamarbeit. Das bedeutet für mich Erfolg, wenn ich merke, dass meine Mitarbeitende aufblühen in dem, was sie tun.
Was liegt dir bei deiner Arbeit am meisten am Herzen?
Dass Menschen aufblühen, indem was sie sind und indem was sie tun. Und Mitarbeitende darin zu fördern und ihre Gaben konkret zu sehen und einzusetzen. Auch dafür schlägt mein Herz.
Was macht dich als Chef aus? Wie schätzt du deinen Führungsstil ein?
Kooperativ. Und ich bin beziehungsorientiert. Denn nur gemeinsam kann man die Welt verändern. Dass Menschen aufblühen, beschreibt mein Anliegen und Arbeitsweise ganz gut. Allerdings muss ich mich auch zurückziehen können und brauche die Einsamkeit, um Visionen und Strategien zu entwickeln.
Was mich als Chef ausmacht, ist das Team. Ein Team aus unterschiedlichen Menschen und Kompetenzen, die zusammenarbeiten, um sozialen Impact zu entwickeln – das ist der große Traum und das ist es, was wir täglich erleben.
“Vielen Dank für das Interview, Nathanael.”