Bezahlbarer Wohnraum in Heidenheim
„Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware – auch in Heidenheim“, erklärt Kai Dörfner, Geschäftsführer von eva's Stiftung. Die Stiftung unterstützt die die soziale Arbeit der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart und ihrer Tochtergesellschaften.

Die Bewohner schätzen den großzügigen Raum
Gemeinsam mit den ht Projektentwicklern entstanden auf dem Areal der eva Heidenheim drei Stiftungshäuser. Seit Anfang 2024 leben auf dem Campus rund 90 Menschen in 22 Wohnungen. Kai Dörfner zeigt Fotos der drei Holzgebäude, deren Rohbau jeweils nur wenige Tage brauchte. „Die Rückmeldungen der Bewohnerinnen und Bewohner waren durchweg positiv, als sie die Wohnungen zum ersten Mal gesehen haben. Viele haben über Jahre in engen städtischen Unterkünften gelebt. Die Menschen, besonders kinderreiche Familien, schätzen den großzügigen Raum mit bis zu fünf Schlafzimmern und die Atmosphäre der mit Holz ausgebauten Zimmer.“
Ich frage Kai Dörfner nach seiner Motivation: „Menschen in Notlagen zu helfen, ist die zentrale Aufgabe der 1830 gegründeten Evangelischen Gesellschaft Stuttgart, kurz der „eva“. Heute zählen zu unserer diakonischen Arbeit etwa 150 Dienste in Stuttgart, dem Rems-Murr-Kreis, sowie den Kreisen Esslingen und Heidenheim.“ Dörfner berichtet von 1.300 hauptamtlichen Mitarbeitenden, die sich um Menschen aller Altersgruppen und Lebenslagen in Not kümmern. „Unser besonderes Geschenk sind rund 1.100 ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern, die die Arbeit unterstützten.“
Ein zentrales Angebot für die Bewohnerinnen und Bewohner auf dem neu gebauten Campus ist einBewohnercafé, das von einer Mitarbeiterin der eva Heidenheim betreut wird. „Wir wollen das Zusammentreffen der Menschen fördern, um neue Kontakte zu knüpfen und sich bei Bedarf auch gegenseitig zu unterstützen. Für viele ist es ungewohnt, eine eigene Wohnung zu haben. Sie brauchen praktische und oft sprachliche Hilfe, zum Beispiel um Strom und Telefon anzumelden.“
Der Wohnungsnot begegnen
Im geförderten Wohnraum zahlen die Bewohner 60 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete. Aktuell liegt er bei 6,30 Euro. „Ich muss zugeben, als Bauherr braucht man finanziell einen langen Atem. Wir haben letztes Jahr im Mai, drei Tage nach Antragsstellung, erfahren, dass der Fördermitteltopf des Landes Baden-Württemberg ausgeschöpft ist. Die Mittel waren zu knapp bemessen und wir mussten fast ein Jahr durchhalten, bis neue Fördergelder frei gegeben waren und die finale Prüfung der Unterlagen erfolgt war.“
Ich will von Kai Dörfner wissen, warum eva’s Stiftung selbst als Bauträger aktiv geworden ist. „Unsere Gemeinschaftsstiftung ist 2003 entstanden. Seitdem haben rund 280 Stifterinnen und Stifter jeweils mindestens 5.000 Euro Stiftungskapital eingebracht. Hinzu kamen einige Schenkungen und auch Erbschaften, sodass die Stiftung aktuell mit einem Kapital von rund 23 Mio. Euro ausgestattet ist. Seit 2014 besteht ein Teil davon aus 23 Wohneinheiten, die die Stiftung geerbt, gekauft und durch Schenkung erhalten hat“..
Der finanzielle Hintergrund: „Eine Stiftung braucht Erträge aus dem Stiftungskapital. Die Zinskrise hat gezeigt, dass man ein breites Anlageportfolio braucht. Verlässliche Mieteinnahmen haben in den mageren Jahren dafür gesorgt, dass eva’s Stiftung durchgängig helfen konnte. Die Stiftungsmittel gezielt so einzusetzen, dass bereits die Mittelanlage den Stiftungszweck entspricht, ist ein Teil unserer Strategie. Der Begriff „Mission-Investing“ hat sich dafür eingebürgert.“
Dörfner berichtet von der Wohnungsnot, die nicht nur im Ballungsraum Stuttgart allgegenwärtig ist. „Überall werden Wohnungen dringend gesucht, zum Beispiel für von der eva betreute Menschen oder auch für Mitarbeitende in sozialen Berufen. Ein Kontakt über die Evangelische Bank hat uns dann zur den ht Projektentwicklern gebracht. Parallel wollte die eva Heidenheim einen Teil ihres Grundstücks verkaufen. Plötzlich passte vieles zusammen. Dazu kam, dass uns das architektonische Konzept überzeugte und nicht zuletzt auch der Festpreis beim Bau.“
Mit Unterstützung lokaler Politiker wird das Projekt schnell Realität: „Die ersten Gespräche mit dem Oberbürgermeister Michael Salomo und allen Verantwortlichen der Stadtverwaltung waren sehr positiv. Zudem lief die Zusammenarbeit viel schneller, als wir es aus Stuttgart gewohnt sind.“
Zum Schluss unseres Gespräches will ich wissen, ob es von der Bevölkerung öffentliche Kritik an dem Campus gab, in dem heute auch etliche Geflüchtete leben. Kai Dörfner schüttelt den Kopf: „Nein, vor Ort gab es keine Kritik. Der Bau ist nicht als Unterkunft allein für Geflüchtete konzipiert, sondern ganz offen für Menschen mit einem Wohnberechtigungsschein. Und den bekommt man heute schon mit einem mittleren Einkommen problemlos. Die Nachbarschaft war sehr interessiert und es gab bereits einige Fragen nach freien Wohnungen.“
Nach kurzer Bauzeit wurden die drei Stiftungshäuser an der Albuchstraße im Westen von Heidenheim im Dezember 2023 eingeweiht. Gleich nebenan befindet sich die Berufsschule der eva Heidenheim, in der junge Menschen mit Förderbedarf in der Malerwerkstatt, der Schreinerei und der Metallbearbeitung ihre Ausbildung machen. „Was mich besonders freut“, betont Dörfner „eine Auszubildende der Berufsschule ist in eine der vier Einzimmerwohnungen gezogen.“